„Zeit ist Geld“ heißt es da manchmal. Man möge bitteschön seine Stunden nicht vertrödeln, sondern durch emsiges Tun in klingende Münze verwandeln, mit der man sich dann Dinge kaufen kann oder die Zeit anderer Leute, damit sie das für einen machen, für das man keine Zeit mehr hat oder was man selbst nicht kann oder mag. Oder die schließlich selbst anfängt für einen zu arbeiten.
Wenn die geleistete Arbeit nicht viel wert war oder es nicht genug Arbeit gab, wechselte so mancher Wohnort oder -land, mal mehr, mal weniger mit Erfolg. Einwanderer aus Italien, die auf der Suche nach einem besseren Leben nach Argentinien ausgewandert waren aber immer noch lediglich gerade mal so über die Runden kamen, rollten, während sie auf das Sich-Auszahlen des geleisteten Arbeitseinsatzes warteten, am Monatsende gemeinsam Gnocchis, die waren billig in der Herstellung: Kartoffeln, Mehl, Ei. Dazu etwas Öl und Käse. Immerhin aber scheint es ausgewogen: wenig Geld, dafür genug Zeit, um nach Feierabend im Kreis von Familie und Freunden arbeitsintensive Gerichte zu zaubern. Während der, so denken wir uns, der seine Zeit erfolgreicher zu Geld zu machen verstand, nach spätem Arbeitsschluss, wenn alle Restaurants bereits geschlossen waren, keine Muße mehr für Kocheskapaden hatte und tiefer in die Tasche greifen musste (Ricotta statt Kartoffeln und mehr Parmesan) um zumindest noch diese Schnell-Gnocchis machen zu können, die vor einigen Jahren als 15-Minuten-Gnocchi durch diverse Blogs kullerten.
Natürlich ist die Situation in der Realität nicht ganz so simpel – viele können sich trotz harter – und langer – Arbeit gerade oder noch nicht mal das Nötigste kaufen und mehr Geld heißt auch nicht immer mehr Arbeit. Auch ich habe heute nicht deshalb 15-Minuten-Ricotta-Gnocchi machen können, weil ich gestern länger gearbeitet hätte, sondern weil ich das Glück habe, pünktlich Feierabend machen und meine eigentlich zum Vor-Feiertags-Einkauf vorgesehene Zeit mit einem Kollegen verquatschen zu können und dennoch im Kühlschrank eine eiserne Ricotta-Reserve zu haben, so dass wir heute trotz Trödelei lecker – und schnell – essen konnten. Gut, sich das ab und zu vor Augen zu führen.
Rezept
für 2 Personen
1 Packung Ricotta
1 Ei
50 g Parmesan, plus mehr zum Darüberreiben
50 g Mehl
Butter
Salbei
1 dicke Zehe Knoblauch
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Ricotta, Ei, geriebenen Parmesan und Mehl zu einem Teig vermengen. Der Teig ist noch ziemlich klebrig, was aber nicht stören muss. In vier Portionen teilen und auf einer großzügig bemehlten Fläche – wodurch die Klebrigkeit neutralisiert wird – in finger-dicke Würste rollen. Schräg in ca. 2 cm lange Stücke schneiden und in sprudelndem Salzwasser kochen, bis sie an die Oberfläche kommen, dann mit einer Schaumkelle herausnehmen und in einem Sieb abtropfen lassen.
Knoblauch und Salbei in zerlassener Butter anbraten, die Gnocchi kurz darin schwenken, mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit Parmesan bestreut servieren.